Im zweijährigen Turnus unternehmen die elf ILE-Gemeinden des Passauer Oberlandes eine fachliche Exkursion. Dieses Jahr besuchten sie in zwei Tagen vier oberbayerische Kommunen. Die 20-köpfige Delegation, bestehend aus Bürgermeistern, Geschäftsleitern und ILE-Verantwortlichen, stieß dabei auf große Gastfreundschaft, kompetente Ansprechpartner und beeindruckende Projekte. Diese Fachexkursion stand ganz im Zeichen des Klimaschutzes und einer zukunftsweisenden Innen- und Siedlungsentwicklung.

Erste Station war die Stadt Moosburg an der Isar. Dort war man bereits am frühen Vormittag mit Bürgermeister Josef Dollinger, der Klimaschutzmanagerin und einem Ansprechpartner der „Solarfreunde Moosburg“ verabredet, um das Wohnbaugebiet „Amperauen“ zu besichtigen. Es gilt als Baugebiet der Zukunft und ist ein Vorzeigeprojekt für klimafreundliches Bauen. Die Stadt Moosburg ging den Weg, fossile Energieträger im gesamten Baugebiet auszuschließen und das auch über die Grundstückskaufverträge entsprechend festzuschreiben. Angestoßen wurde das Projekt über die „Solarfreunde Moosburg“, einem seit 20 Jahren bestehenden Verein, der mittlerweile über 600 Mitglieder zählt.  Als „Zuckerl“ für die Bauwilligen legte die Stadt Moosburg diverse kommunale Förderprogramme auf. Anschließend ging es zum städtischen Kindergarten im Wohngebiet, der selbstverständlich unter denselben Richtlinien erbaut worden ist. Dieser wurde eingehend besichtigt.

Im Anschluss an diese Vor-Ort-Begehungen fand ein Austausch im Tagungsraum eines nahe gelegenen Gasthofes statt, bei dem sowohl die Klimaschutzmanagerin der Stadt Moosburg, Melanie Falkenstein, als auch ein Vorstandsmitglied der „Solarfreunde Moosburg“ ausführlichen Einblick in ihre Arbeit gewährten.

Windräder versorgen 6.300 Haushalte

Weiter ging es nach der Mittagspause nach Pfaffenhofen an der Ilm. Dort wurde man im Rathaus von Bürgermeister Thomas Herker empfangen. Mitarbeiter des Sachgebiets Nachhaltigkeit und Klimaschutz der Stadt Pfaffenhofen erläuterten in einem anschaulichen Vortrag die Anstrengungen, die die Stadt in Sachen Klimaschutz und Klimawandel unternimmt. Die Stadt setzt seit vielen Jahren konsequent auf erneuerbare Energien. Bereits 2013 wurde ein Klimaschutzkonzept erstellt. In der Kreisstadt gibt es kostenlosen ÖPNV für alle, 100 % sauberen lokalen Strom, eine Bodenallianz mit 100 Landwirten und seit 2010 wurde der CO2-Ausstoß pro Kopf um 2 Tonnen reduziert! Mittlerweile gibt es auch einen Bürgerwindpark mit drei Windrädern. Sie werden rund 6.300 Haushalte mit sauberer Energie versorgen. Eines davon wurde im Anschluss an den Austausch im Rathaus besichtigt. Beeindruckend stellte der Vorstandsvorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft, Andreas Herschmann, die Enercon-Anlage mit 4,2 Megawatt-Leistung und einem Rotorduchmesser von 138 m sowie einer Nabenhöhe von 160 m vor.

Das Projekt Pfaffenhofener Bodenallianz wurde im Anschluss daran beim Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebs vorgestellt. Sie hat das Ziel, gemeinsam mit Bürgern und Landwirten gesunde, fruchtbare Böden und die biologische Vielfalt zu erhalten, wiederherzustellen und zu schützen. Die Mitglieder der Allianz werden über Informationsveran-staltungen und Exkursionen ausgewiesener Fachleute an die für sie relevanten Themen herangeführt. In Pfaffenhofen gibt es einen einstimmige Stadtratsbeschluss, um die Landwirte zu unterstützen. Es werden dafür 120.000 Euro bereitgestellt.

Energielehrpfad und Energiedörfer in Glonn

Am darauffolgenden Tag ging es weiter in den Markt Glonn im Landkreis Ebersberg. Glonn ist Mitglied und Sitz einer Verwaltungsgemeinschaft von sechs Gemeinden. Bürgermeister Josef Oswald empfing seine niederbayerischen Amtskollegen samt Anhang im Glonner Rathaus zur Vorstellung seiner Gemeinde und ihrer Aktivitäten in Sachen Energieeinsparung. Der Bürgermeister berichtete, dass man sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hatte, bis 2020 die Energiewende zu schaffen. Man habe das zwar nicht ganz erreicht, aber man sei weiterhin auf einem guten Weg. Über den im Landkreis Ebersberg verfügbaren „Eberstrom“, können 100 % regenerative Energie bezogen werden. Bereits im Jahr 2014 hatte man in Glonn einen Energienutzungsplan erstellen lassen. Besonders beeindruckt waren die Gäste aus Niederbayern von der Anzahl der im Glonner Marktbereich vorhandenen Wärmenetze, die fast ausschließlich von privaten Betreibern errichtet wurden. Ein Großteil des Ortskerns ist an eines dieser vier Wärmenetze angeschlossen. Auf dem Energielehrpfad, der durch den Ort führt, ging man anschließend ein paar Schritte. In drei Schleifen führt der Pfad an 25 Stationen vorbei. Zum Abschluss fuhr man noch ins „Energiedorf“ Schlacht, wo eine Holzvergaser-Anlage zur Strom- und Wärmegewinnung sowie eine Hackschnitzelheizung mit Netz besichtigt wurden. Alle Haushalte in Schlacht sind daran angeschlossen.

Weyarner Klosteranger – „ausgezeichnete“ Mehrgenerationenanlage

Als letzte Station der Exkursion stand das rund 25 Kilometer von Glonn entfernte Weyarn auf dem Programm. Dort wartete Bürgermeister Leonhard Wöhr auf die Gruppe. Er nahm sich zwei Stunden Zeit, um bei einem Rundgang die Bebauung des Klosterangers zu erläutern. Am zentral im Ort gelegenen Weyarner Klosterareal waren Gebäude abgerissen und neu – in moderner Anlehnung zur Klosteranlage – erbaut worden. Darüber hinaus wurde der gesamte Klosteranger mit einer Tiefgarage versehen, sodass die Anwohner frei sind von oberirdischem Verkehr. Ein Großteil der Anlage besteht aus sieben Mehrgenerationenhäusern mit je 10 Wohneinheiten sowie einigen Reihenhäusern. Die gesamte Anlage fügt sich architektonisch ausgezeichnet ins Bild des Voralpenlandes ein und bietet ihren Bewohnern höchsten Wohnwert. „Ausgezeichnet“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Anlage wurde mit dem deutschen „Design Award 2020“ geehrt. Davon konnte sich die Besuchergruppe auf ihrem geführten Rundgang überzeugen. Bürgermeister Wöhr gab Einblick in viele Details der Planung und Beispiele des Zusammenlebens von Alt und Jung. So gibt es beispielsweise neben dem Bürgerraum auch einen Gemeinschaftsgarten sowie öffentliche Flächen, die allen Gemeindebürgern offenstehen.

Abschließend bleibt zu erwähnen, dass es an allen bereisten Orten und Kommunen dieser Exkursion engagierte Menschen aus der Bevölkerung gegeben hat und gibt, die einen Großteil zum Gelingen der aufgezeigten Projekte und Entwicklungen beitragen. Daher muss sich jede Gemeinde glücklich schätzen, wenn es motivierte, interessierte und engagierte „Antreiber“ gibt, die ihre Gemeinden auf dem Weg in die Zukunft unterstützen.

ILE-Vorsitzender Bürgermeister Stephan Gawlik dankte an jedem der besuchten Orte den Gastgebern für die ausführlichen Informationen und Einblicke, die man erhalten hatte. Er bezeichnete die Exkursion als „sehr gelungen“ und lobte ILE-Geschäftsführerin Gabriele Bergmann für die perfekte, professionelle Organisation.