Die Passauer Oberland Kommunen holten sich Ideen zur künftigen Endverwertung des Klärschlamms ein: Im Gebiet der zehn Gemeinden fallen jährlich rund 15.000 m³ Nassschlamm an, die teilweise thermisch entsorgt werden. Der größte Teil wird auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Diese Verwertungsmethode zieht jedoch Nachteile mit sich. So wird der Boden neben den nützlichen Nährstoffen, wie Phosphat und Stickstoff, auch mit zahlreichen Schadstoffen, wie z. B. Schwermetalle angereichert. Deshalb wird nun versucht, eine gemeinsame Alternativ-Lösung für die ILE Passauer Oberland Kommunen zu finden. Auch geplante gesetzliche Vorschriften, welche die landwirtschaftliche Entsorgung verbieten sollen, treiben das Projekt voran.
Der Klimaschutz- und Energiemanager der ILE Passauer Oberland, Matthias Obermeier organisierte eine Fahrt nach Pocking. Am 4. Juli machten sich somit die Bürgermeister, Energiebeauftragten und Klärwärter aus dem nördlichen Landkreis Passau auf zur Besichtigung der fortschrittlichen Kläranlage in Pocking.
Im Jahre 2001 suchte auch die Stadt Pocking nach einer alternativen Lösung zur landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlamm. Unter den Gesichtspunkten der umweltfreundlichen Entsorgung, sowie der größtmöglichen Unabhängigkeit, wurde die Errichtung einer solaren Trocknungsanlage nach dem Vorbild der Pilotanlage in Füssen, beschlossen.
Im November 2003 ging die innovative Technik der 17.000 Einwohnerwerte-großen Kläranlage in Betrieb. Jährlich fallen durch die städtischen Abwässer ca. 1.500 – 1.800 m³ Nassschlamm an. Dieser wird mechanisch mittels einer Siebbandpresse entwässert und erreicht somit einen Trockensubstanzgehalt von 18 – 20 %. Nach der Entwässerung erfolgt eine Umladung des Klärschlamms in 2 Glashäuser mit einer Länge von 54 Meter und 16 Metern Breite. Hier wird an rund 250 Tagen im Jahr mittels Sonnenenergie ein Trockensubstanzgehalt von mindestens 70 % erzielt. In den Sommermonaten wird sogar ein Gehalt von bis zu 90 % erreicht. Der Prozess der solaren Trocknung wird durch 2 „elektrische Schweine“ unterstützt. Zur effizienten Trocknung und zur Vermeidung von Geruchsbildung wenden die komplett aus Edelstahl gefertigten Roboter den Klärschlamm vollautomatisch. Durch die Trocknung wird die Masse des Klärschlamms auf etwa ein Zehntel reduziert.
Die 2. Bürgermeisterin Rosemarie Freudenstein und Herr Gerhard Krah, Bauamt Pocking, führten mit den Klärwärtern Herr Gründl und Herr Köck Ihre Gäste durch die moderne Kläranlage und standen für Fragen bereit. Neben den überzeugenden Methoden, waren auch die Kosten von großem Interesse: Insgesamt wurden für die komplette solare Trocknungsanlage und die Siebbandpresse rund 1,2 Mio. Euro investiert.
Bei einem gemeinsamen Mittagessen im Landgasthof Resch in Schönburg wurden Erfahrungen ausgetauscht und über die geplante Erweiterung zur eigenen thermischen Verbrennung gesprochen.
Aktuell erfolgt eine externe, thermische Verbrennung, welche weitere Kosten verursacht.
In Pocking soll daher eine Monoverbrennungsanlage zur Verbrennung des getrockneten Klärschlamms errichtet wird. Es ist geplant, dass in den Wintermonaten die Abwärme für den erweiterten Betrieb der Trocknungsanlage verwendet wird. Angedacht ist auch, dass umliegende Kläranlagen die Technik nutzen und somit die Verbrennungsanlage auslasten.