Dieses Jahr feiern in Bayern die Bio-Erlebnistage ihr 20-jähriges Jubiläum. Trotz der gegebenen Umstände ist es gelungen, einige schöne Veranstaltungen zu organisieren. Bayernweit findet bis zum 04. Oktober eine Vielfalt an Veranstaltungen statt, um einen Blick hinter die Kulissen des Ökolandbaus zu ermöglichen.
An einem Samstag Mitte September machten sich in der Öko-Modellregion Passauer Oberland aktive Radlerinnen und Radler auf, die Wertschöpfung von Bio-Getreide in der Region genauer unter die Lupe zu nehmen. Walter Dankesreiter, ein Bio-Landwirt aus Otterskirchen (Windorf), begrüßte uns am Vormittag auf seinem Hof, der zugleich den Startpunkt unserer Radltour darstellte. Zwar kann Mitte September kein Getreidebestand mehr auf dem Feld besichtigt werden, nichtsdestotrotz konnte er uns anschaulich anhand verschiedener Getreidearten vermitteln, was hinter dem Anbau von Bio-Getreide steckt. Ein Schwerpunkt des Betriebes liegt zudem in der Haltung von Milchvieh, so konnten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, den Stall zu besichtigen und die Rinder auf der Weide zu beobachten. Den Abschluss der Betriebsbesichtigung bildeten 2 Flächenbegehungen, zum einen ein Kartoffelacker und zum anderen eine Futterfläche für die Tiere.
Die Radlerinnen und Radler schwangen sich im Anschluss in den Sattel, um das 13 km entfernte Haselbach (Tiefenbach) zu erreichen, wo sich der Getreidehandel Dankesreiter befindet. Die Dankesreiters reinigen und handeln Bio-Getreide, zudem stellen sie Vollkornmehle her. Das Getreide wird aus einem Umkreis von etwa 50 km bezogen. Dem allgemeinen Preisdruck auf dem Getreidemarkt will man sich hier nicht unterwerfen, langjährige, faire Handelsbeziehungen und Regionalität stehen im Vordergrund. Jeder entlang der Wertschöpfungskette soll den monetären Anteil bekommen, den er zur Produktion, Verarbeitung oder Veredlung benötigt. Einige wichtige Abnehmer des Getreidehandels Dankesreiter sind die Bäckereien im Umkreis. Hierzu gehören die Biobäckerei Wagner GmbH, die Landbäckerei Kerscher GmbH und die Bio-Holzofenbäckerei Grafmühle/ Thyrnau. Zudem werden der eigene Hofladen, kleinere Dorfläden und Lebensmittelgeschäfte mit Bio-Getreide und Bio-Mehle bestückt.
Nach dem Rundgang auf dem Betrieb der Dankesreiters ging die Radltour weiter zur Biobäckerei Wagner am Zugsberg in Tiefenbach. Nach einer Stärkung zum Mittag stand uns Hans Peter Wagner zur Verfügung, der uns die Geschichte und die Philosophie der Biobäckerei Wagner näher brachte. Auch wenn die Räumlichkeiten der Schaubäckerei aufgrund der derzeitigen Situation nicht besichtigt werden konnten, haben wir einige interessante Dinge in Erfahrung gebracht. Handwerkliches Können und der Bezug der Getreiderohware aus der Region – wenn möglich in bio – standen bereits Anfang der 80er Jahre hoch oben in der Prioritätenliste der Biobäckerei. Zu dieser Zeit war es nicht wirklich einfach, ausreichende Menge und Qualität an Bio-Getreide aus der Region zu erhalten. Doch man hat sich den Herausforderungen gestellt und so konnte man Schritt für Schritt die gesamte Produktion auf bio umstellen, sodass seit 2007 rein biologisch gewirtschaftet wird. Auch wenn nicht alle Produkte aus der Region bezogen werden können – so ist etwa die Herstellung von Vanille oder Zimt in unseren Breiten schwierig – ist in der Biobäckerei Wagner immer noch die Devise: was wir in der Region bekommen, beziehen wir aus der Region!
Anhand der 3 Betriebe konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Radltour die Wertschöpfung von Bio-Getreide sehr gut nachverfolgen. Nun liegt es an uns Verbraucherinnen und Verbraucher, dass regionale Wertschöpfungsketten auch in Zukunft erhalten und zudem weiter ausgebaut werden können. Alle drei Betriebe, die besichtigt wurden, haben gemeinsam, dass auch die junge Generation Verantwortung in den Betrieben übernimmt. Wer kann dann hier wiedersprechen, dass bioregionale Wertschöpfungsketten die Zukunft darstellen?
Als Dankeschön für das Engagement der Betriebsleiter im Rahmen der Radltour übergab Rudolf Müller, verantwortlicher Bürgermeister der Öko-Modellregion und Bürgermeister in Ruderting, an die Akteure als Dankeschön ein Weinregal, das von ‚Jet 2000‘, einem in Fürstenstein angesiedelten Künstler, produziert wurde.