Die Frage „wohin mit dem Klärschlamm“ stellen sich die Kommunen der ILE Ilzer Land, der ILE Passauer Oberland und die Städte Freyung und Waldkirchen. Energiemanager Matthias Obermeier vom Planungsbüro Nigl + Mader GmbH legte bereits 2016 den Grundstein zu einer gemeinschaftlichen Klärschlammentsorgung.
Nun stellte Prof. Dr. Stefan-Alexander Arlt der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut das Konzept zur gemeinsamen Klärschlammentsorgung in Teilen des Landkreises Passau, sowie des Landkreises Freyung-Grafenau vor. Zwei Studenten der Fakultät für Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen erarbeiteten mit ihren Bachelorarbeiten das vorgestellte Konzept. Der Klärschlamm enthält die Schadstoffe, die aus unserem Abwasser entfernt werden. Neben den bedenklichen Schwermetallen und Krankheitserregern sind aber auch wichtige Pflanzennährstoffe und wertvolle Spurenelemente enthalten. Aber wohin damit? In der Vergangenheit wurde das Abfallprodukt der Kläranlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgebracht. Zu Gunsten des Umwelt- und Lebensmittelschutzes verliert diese Methode immer mehr an Akzeptanz. Gesetzliche Vorschriften erschweren diesen Entsorgungsprozess zusätzlich.
Viele Kläranlage sind daher auf die Verbrennung des Klärschlamms umgestiegen. Geeignete Anlagen gibt es bereits, jedoch nicht im untersuchten Gebiet. Die teils aufwendige Trocknung und die notwendige Logistik verursachen erhebliche Kosten für die Kommunen, welche teilweise auch auf die Abwasserentsorgungskosten der Bürgerinnen und Bürger umgelegt werden. Als das Planungsbüro Nigl + Mader GmbH mit Matthias Obermeier die Energiemanagertätigkeit für die ILE Ilzer Land übernahm, wurden mit den verantwortlichen Bürgermeistern Josef Gutsmiedl aus Röhrnbach und Max Köberl aus Ringelai verschiedene Ziele und Aufgaben festgelegt. Ein wichtiges Anliegen der Kommunen war die künftige Klärschlammentsorgung. Es wurden Daten der jeweiligen Kläranlagen gesammelt und gemeinsam mit dem Bayerischen Institut für Umwelt- und Kläranlagentechnologie e.V. (BIUKAT) in Moosburg unter Führung des Vorstandes Andreas Meinelt ausgewertet. BIUKAT-Geschäftsführer Gerhard Huppmann leitete eine Expertenrunde im März 2016, sowie einem Workshop mit anschließender Besichtigung der fortschrittlichen Kläranlage Moosburg im Juni 2016. Im Ergebnis daraus wurde der Grundstein für ein Konzept zur gemeinsamen Klärschlammentsorgung gelegt. Früh stand jedoch fest, dass in den Kläranlagen der zwölf Ilzer Land Kommunen in Summe zu wenig Klärschlamm für eine eigene Verwertungsanlage anfällt.
Im Jahr 2017 konnte Matthias Obermeier auch die ILE Passauer Oberland, mit dem verantwortlichen Bürgermeister Georg Steinhofer aus Neukirchen vorm Wald im Zuge der Energiemanagertätigkeit für das gemeinsame Konzept gewinnen. Der interkommunale Zusammenschluss unter Leitung von Fürstensteins Bürgermeister Stephan Gawlik hatte die zukunftsorientierte Verwertung ebenfalls auf der Aufgabenliste. Auch die Städte Freyung und Waldkirchen zeigten großes Interesse an der Arbeit der benachbarten ILE-Verbände. So stiegen die Abwassermeister Michael Weishäupl und Rudolf Kellermann in die Thematik mit ein.
Die enge Zusammenarbeit der 23 interessierten Kommunen mit dem Planungsbüro unter Leitung von Thomas Mader, sowie dem Institut BIUKAT weitete sich durch den Vorstand Prof. Dr. Stefan-Alexander Arlt auf die HAW Landshut aus. So konnten an der Fakultät für Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen im Wintersemester 2017/18 die Studenten Isabella Ringlstetter und Denis Schuhböck ihre Bachelorarbeiten zum Thema „Erarbeitung eines Grobkonzeptes zur Klärschlammentsorgung für die ILE Ilzer Land, die ILE Passauer Oberland und die Städte Freyung und Waldkirchen“ schreiben. Bei der Präsentation im Röhrnbacher Rathaus stellte Prof. Dr. Alexander-Stefan Arlt den Verantwortlichen die Bachelorarbeiten, mit den herausgearbeiteten Entsorgungsvarianten vor. Diese Vorschläge enthalten jeweils Kombinationen aus mobiler Eindickung des Klärschlamms vor Ort, einer solaren Trocknungsanlage an einem zentralen Standort sowie der Verwertung in Monoverbrennungsanlagen.
Aus den beiden Abschlussarbeiten ergab sich die Möglichkeit für eine weitere Bachelorarbeit im Sommersemester 2018. Bürgermeister Max Niedermeier freut sich, dass die Arbeit von Student Meriç Ünel die Möglichkeit der Abwärmenutzung einer Biogasanlage in Grafenau zur Klärschlammtrocknung untersucht. Da ohnehin ein Nahwärmenetz geplant ist, erhöhe sich die Chancen, dass Teile der Bachelorarbeit tatsächlich umgesetzt werden. Auch Karl-Heinz Kellermann, Werkleiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft Donau-Wald, arbeitet an Konzepten zur künftigen Klärschlammentsorgung. Eine Zusammenarbeit aller Beteiligten ist durchaus denkbar, bestätigen die Drahtzieher.
Der Student der HAW Landshut Philipp Unger zeigte ebenfalls großes Interesse an den untersuchten Kläranlagen. Auch die Kläranlage selbst eignet sich hervorragen für eine Bachelorarbeit. So könnten für einzelne Anlagen Energie-Analysen und Energie-Checks im Zuge seiner Abschlussarbeit durchgeführt werden. Die in Frage kommenden Kommunen beraten dies aktuell intern und stellen gegebenenfalls ihre Kläranlage der Fakultät für Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen zur Verfügung. Matthias Obermeier und sein Energiemanager-Kollege Markus Killinger sprachen bei der Präsentation im Namen aller Beteiligten einen großen Dank an alle Abwassermeister der 38 untersuchten Kläranlagen aus. Ohne die erfahrene und fachliche Unterstützung der Klärwärter wäre die Datenerhebung zu einer unüberschaubaren Aufgabe für die Studenten geworden.